Die akrobatische Sportwelt traf sich Anfang März im aserbeidschanischen Baku zur diesjährigen Weltmeisterschaft. Mit von der Partie war auch die Damen Gruppe Aelita Schelhorn, Christina und Diana Lust. Die drei Sportlerinnen des SV Mergelstetten trainieren bereits seit sechs Jahren gemeinsam und durften Deutschland zweimal international auf großen Wettbewerben vertreten. Letztes Jahr noch im Junioren Bereich, traten sie diesmal in der höchsten Altersklasse, den Senioren an. Dies war nur möglich, da dort die Oberfrau, wie man es in der Fachsprache nennt, mindestens 15 Jahre alt sein muss. Also entschied sich der Deutsche Sportakrobatik Bund (DSAB), inklusive Bundestrainer Igor Blintsov, dass die Mergelstetterinnen nach dem Gewinnen von vier deutschen Meistertiteln im Jahr 2021, ins Rennen der schwierigsten Altersklasse geschickt werden.

Zu Beginn war man über diese Entscheidung nicht sehr erfreut, da es möglich gewesen wäre, die deutschen Farben mit deutlich weniger Schwierigkeiten in einer niedrigeren Altersklasse zu vertreten. Die Schuhe, in die man Schlüpfen sollte, schienen etwas zu groß zu sein, vor allem, da man drei Monate vorher noch das erleichterte Juniorenprogramm gezeigt hatte.
Doch nach intensiven Gesprächen mit dem Präsidium und der Heimtrainerin Celine Caro Bauder wurde festgestellt, dass, wenn jemand Deutschland in Baku bei den Damen Gruppen im Seniorenbereich vertreten kann, dann sind das die drei vom SV Mergelstetten. Also nahm man die Herausforderung an und begann das größte Event im Jahr 2022 zu planen. Die Vorbereitungen liefen nach Plan und Schwierigkeiten wie ein Tsukahara und Handstände in schweren Positionen wurden ins Programm aufgenommen. Ein herber Rückschlag trifft das Trio vier Wochen vor dem Wettkampf. Nach wie vor belastet die Pandemie den Sport stark und es infizierte sich eine Sportlerin. Somit sah man sich erstmals genötigt, eine Pause und einen Rückschritt in den wichtigsten Wochen vor der WM anzunehmen.
Sofort war klar, dass der Plan geändert werden musste. Das Trainerteam beschloss, auf die Höhe der Schwierigkeit zu verzichten, um die Möglichkeit zu haben fehlerfrei und sauber turnen zu können. Choreografien wurden abermals angepasst und in letzter Sekunde, exakt im richtigen Moment, war alles bereit.

Die erste Überraschung wartete dann gleich in Baku auf das gesamte Starterfeld, denn Russland und Weißrussland wurden vom Wettbewerb der Senioren ausgeschlossen. Das war ein Schock für Alle, da diese beiden Länder zu den Medaillenanwärtern gehörten.
Bevorzugter Weise konnten Aelita, Christina und Diana den Wettkampf mit ihrer Stärke, der Dynamik Übung, bestehend aus verschiedenen Wurfelementen, wie Doppelsalti und Schrauben beginnen. Letztes Jahr war ihnen die Nervosität bei diesen Elementen noch sehr anzumerken, doch dieses Mal, trotz ihres jungen Alters mit 15 und 17 Jahren zwischen den erwachsenen Athleten, zeigten Sie eine phänomenale Übung, die so sauber war, dass sie das Kampfgericht in Schwierigkeiten brachten. Das Kampfgericht fragte sich, wie viel eine eher schwierigkeitsreduzierte, aber blitzsaubere Übung wert ist. Am Ende belohnen die Kampfrichter das Trio mit ihrer herausragenden Darbietung mit 26,7 Punkten und katapultierte sie in das kleine Dynamik Finale.

Mit diesem unerwarteten und grandiosen Startschuss konnte es nur positiv weiter gehen. Während Kollegen des deutschen Teams nervös wurden und Fehler zeigten, wurden die Sportlerinnen des SVM immer stärker. Auch in der Balance Übung erhielten Sie von den Kampfrichtern ausgezeichnete 26,21 Punkte. Dies bedeutete, man hatte sich als acht bestes Team in das Kombi Finale geturnt. Das größte Ziel des DSAB war es, unter die besten acht zu kommen und bereits an Tag zwei erreichten sie dies. Mit diesem Ergebnis war man mehr als überrascht und überglücklich.
26,45 Punkte erhält das Trio im Finale für ihre saubere kombinierte Übung aus Balance und Tempo Elementen auf ihre Lieblingschoreografie zu „This is Me“. Zwei Plätze arbeiteten die Drei sich nach vorne und errangen am Ende im kombinierten Finale den sechsten Platz. Somit war das Ziel des Verbandes erreicht und automatisch die Teilnahme für Deutschland bei den European Games 2023 gesichert. Am Abschlusstag durfte das Trio durch die herausragende Leistung in der Qualifikation im kleinen Tempo Finale, ihr Können zeigen und erreichen hier erneut den sechsten Platz.
Absolute Medaillenabräumer war dieses Jahr die Delegation aus Belgien, welche die Nichtteilnahme von Russland und Weißrussland ganz zu ihren Gunsten nutzen konnten. Zwei Medaillen gab es für das deutsche Team mit dem Gemischten Paar Blintsov/Schütze.

Gespannt darf man sein, welchen Weg die Sportakrobatinnen aus Mergelstetten in Zukunft mit ihrer Trainerin anvisieren. Abschließend war es ein großartiges Abenteuer für die drei jungen Sportlerinnen in der Hauptstadt von Aserbaidschan.